Gartensternwarte Polaris

Teleskop_picto

Hallo und Herzlich Willkommen

 Du befindest Dich nun beim kleinen Ableger von Nordfriesland An Alle. Hier schreibe ich über meinen Einstieg und die gesammelten Erfahrungen in das nicht alltägliche Hobby Astrofotografie und zeige Fotos aus meiner kleinen Gartensternwarte Polaris. Wenn Du dich also für Astrofotografie interessierst oder auch nur mal kurz meine Astrofotos betrachten möchtest,  dann lade ich Dich herzlich ein, sich hier ein wenig umzuschauen.

Nein, das ist natürlich nicht Polaris, sondern das sind die Plejaden.

Wer möchte, kann sich nun die Astro-Fotos gleich anschauen, darf aber natürlich auch gerne weiterlesen.

Wieso wurde die kleine Gartensternwarte ausgerechnet Polaris von mir getauft und was haben die alten Seefahrer damit zu tun? Darauf möchte ich später noch kommen.

Alles begann so:

Vor ca. 3 Jahren fand ich über die Landschaftsfotografie den Einstieg in die Astrofotografie. Ich hatte ein faszinierendes Foto von unserer Milchstraße im Netz gesehen. Der Fotograf des Bildes betrieb eigene Webseiten, in denen er für Einsteiger wertvolles Insiderwissen über die Astrofotografie Preis gab. Ein stabiles Stativ, eine Spiegelreflexkamera nebst eines guten Weitwinkelobjektives und Grundkenntnisse in der Fotografie besaß ich ja bereits schon. Es auch mal zu versuchen erschien mir sehr verlockend, zumal mich die Astronomie bereits seit der Kindheit interessiert hatte. Bei dem Gedanke an den Schwarzweißbildern im Fernseher, als Neil Amstrong 1969 den Mond betrat, bekomme ich heute noch eine Gänsehaut. Ein 5-jähriger Bengel verstand damals noch nicht viel von der Welt, aber dass sich in dem Moment etwas ganz Besondere ereignet hatte, spürte er.

Zurück zum Einstieg in die Astrofotografie. Wer nun meint, die Kamera bei einer sternenklaren Nacht in die Hand zu nehmen, sie auf den Himmel zu richten, auf Auslösen zu drücken und die Sache ist geritzt, der irrt gewaltig.  Der Nachthimmel ist nun mal dunkel, nein sehr dunkel oder er sollte es eigentlich sein.  Da käme jetzt die starkansteigende Lichtverschmutzung auf unseren Planeten ins Spiel, aber darüber möchte ich hier nicht weiter eingehen. Vielleicht später mal.

Dunkle Motive benötigen bekannterweise eine lange Belichtungszeit. Grundsätzlich ist das kein Problem. Ein gutes Stativ und eine handelsübliche Kamera mit Selbstauslöser und schon kann es losgehen. Ganz so einfach ist es dann doch nicht. Die Erde, auf dem der Fotograf sich befindet, dreht sich, rotiert ständig um die eigene Achse. Siehe da, schon haben wir das Problem. Langzeitbelichtungen führen zu Verzüge. Je größer die Brennweite, je größer der Verzug. Will sagen, aus runden Sternen werden Eier und im schlimmsten Fall Striche. Natürlich gibt es dagegen technisches Gerät und es nennt sich mobile Montierung. Dieses kleine Bauteil wird zwischen Stativ und Kamera geschraubt und führt die Kamera mechanisch in Erdrotationsgeschwindigkeit nach. Wirklich eine feine Sache und für Widefieldaufnahmen bis zu 2 Minuten Belichtungszeit völlig ausreichend. Das folgende Foto ist mit dieser Technik entstanden.

Schild-Region_wide

Wir sehen hier einen Ausschnitt unserer Milchstraße im Sternbild Schütze. Der gelbe Himmel im unteren Bereich des Fotos zeigt eindrucksvoll, die Auswirkung von Lichtverschmutzung. Diese entstand zum größten Teil durch das Licht der kleinen Stadt Husum, die sich in diesem Falle 30km von mir befand. Sie verhindert jegliche Abbildung eines DeepSky- Himmelsobjektes. Hätte ich mich in Hamburg befunden, sähe man vermutlich nicht mal die hellsten Sterne.

Die Kreise deuten auf die großen Wasserstoffnebel in dieser Region hin und diese zeigen sich  bereits nach ca. 20sek Belichtungszeit. 

Wer kennt es nicht, hat man erstmal Lunte gerochen, gibts kein Halt mehr. Zumindest trifft dass auf mich zu. Wie wäre es, wenn ich Motive, die hier oben im Foto eingekreist sind, ganz groß ablichten könnte. Gas-, Dunkelnebeln und Galaxien hochauflösend einfangen, das wäre schon faszinierend. Leider läßt sich eine 20.870.000 Lichtjahre entfernte Galaxie mit der beschriebenen Technik nur wie im Foto unten gezeigt, ablichten. (Vielleicht geht es auch etwas besser, ich war halt Einsteiger.)

Könnt Ihr das Hauptmotiv, also die Pinwheel-Galaxie, auf dem Foto erkennen? Klein wie ein Lichtklecks und trotzdem hat es mich vom Hocker gerissen. Eine Galaxie, die sich fast 21 Millionen Lichtjahre von uns entfernt befindet, läßt sich mit einer Konsumer-Fotokamera aus dem Garten heraus ablichten. Könnte man so ein Motiv vielleicht sogar halbwegs sensorfüllend einfangen? Nur so viel, ja, man kann. Aber dann wird es, Ihr habt es bereits geahnt, natürlich etwas komplizierter. Unkomplizierte Hobbys kann jeder und die sind nun mal langweilig, basta! 🙂

Um es kurz zu machen, irgendwann musste einfach ein Teleskop für diese kleine Galaxie, her. Klein ist übrigens sehr relativ zu sehen, schließlich hat sie einen Durchmesser von 16 Millionen Lichtjahre. Die  Zeit also, die ein Lichtphoton für die Strecke von einem Rand zum gegenüberliegenden braucht. Nur so nebenbei erwähnt, das Licht überwindet 300 000 Kilometer Distanz pro Sekunde.

Mit einem Teleskop, das gerne 800 bis 1000mm Brennweite haben darf, kommt die Komplexität der Astrofotografie voll zum Tragen. Ein gutes Fotostativ und eine kleine mobile Montierung reichen nicht mehr aus. Ein Teleskop mit hoher Brennweite besitzt hohes Eigengewicht und benötigt dementsprechend eine massige Montierung und ein Stativ, das alles zusammen vibrationsfrei trägt.

So sah einer meiner ersten Andromeda-Fotos mit der mobilen Montierung von Skywatcher bei einer Gesamtbelichtungszeit von ca. 1,5 Std. aus. Man erkennt, ich hatte kaum Ahnung von der Bildbearbeitung  …

…  und hier mein erstes Foto mit der neuen Ausrüstung frei aus dem Garten unter kompletter Weihnachtsbeleuchtung in der Nachbarschaft. Ein Teleskop mit 800mm Brennweite, eine 15 Kg-Montierung nebst 3-Bein-Stativ, die 20kg Gewicht nachführen kann, hatte ich nun am Start. Eine Ausstattung, mit der man bereits qualitativ hochwertig DeepSky-Fotos erstellen kann. Voraussetzung: Man weiß, was man da tut. Ich wusste es zu dem Zeitpunkt definitiv nicht. Trotzdem war ich von dem ersten Ergebnis begeistert, obwohl ich wahrscheinlich keinen einzigen Anfängerfehler ausgelassen habe.

Als mir das bewusste wurde, packte mich der Ehrgeiz und ich verschlang unzählige Astro-Tutorials. Das Motto lautete: Wie werde ich ein besserer DeepSky-Fotograf.

Dieses Foto entstand ca. ein halbes Jahr später und soll demonstrieren, dass man auch im fortgeschrittenen Alter immer noch bisschen dazulernen kann. Was allerdings nicht heißen soll, dass die Optimierungsmöglichkeiten hier völlig ausgeschöpft sind. In der DeepSky-Fotografie steigt die Substanz eines Fotos, so länger man belichtet. Um so länger Photonen eingefangen werden, desto besser. Bei diesem Motiv konnte ich 3 Stunden erreichen. Das Ende leiteten mal wieder auftauchende Wolken ein. Bei der Andromeda-Galaxie, die man in dunklen Nächten bereits mit bloßem Auge erkennt,  ist diese Belichtungszeit bereits ein guter Einstieg. Andere Objekte benötigen bis 10 Stunden und mehr. Nun will diese oben besagte Substanz aber erst noch einmal durch komplexe Software-Bearbeitung zum Vorschein gebracht werden. Diese Tätigkeit nimmt minimum 50% der gesamten Arbeitszeit am Endprodukt ein und benötigt ebenfalls eine Menge Vorkenntnisse.   Soweit, so gut.  

Dieses Foto hat eine besondere Bedeutung für mich. Es entstand um die Weihnachtszeit 2020, zeigt links den Flammennebel und in der Mitte den Pferdekopfnebel (Sternbild Orion). Ich nutzte eine sternklare Nacht bei Neumond. Die besten Voraussetzungen für DeepSky-Fotografie. Solche idealen Voraussetzung im norddeutschen Winter sind sehr selten und eigentlich immer mit starken Frost verbunden. So auch hier. Das Thermometer sank unter -13 Grad und ich war kaum in der Lage, die Technik zu bedienen, weil die eingefrorenen Hände ihren Dienst quittierten. Der anschließende Gedanke daraus:

Eine Gartensternwarte, mit einer festen vibrationsfreien Säule, einschließlich Strom- und Internetanschluss musste her. Das Teleskop per Laptop aus der warmen Stube bedienen, ja das wäre ein Traum.

Und Simsalabim, da war sie! 🙂

Nein, so einfach war die Geschichte natürlich nun auch wieder nicht. Ein Gartenhaus mit beweglichen Dach gibt es leider nicht von der Stange zu Kaufen. Dem zu Folge musste ein Unikat her. 🙂 Von Planung bis Fertigstellung vergingen 4 Monate und im Mai 2021 stand sie dann endlich da. Eine Gartensternwarte mit Rolldach, selbst konstruiert, gebaut und dabei die mittlerweile bereits eingerosteten handwerklichen Fähigkeiten nach langer Zeit wieder etwas geschärft. Ein Dank geht an den Nachbarn, ohne deren kräftiges Anpacken ich das Dach nicht auf die Hütte bekommen hätte, an Freunde für Bodenarbeiten mit dem Minibagger und besonders an meiner Frau für sämtliche Streicharbeiten.

Die hier gezeigte rollende Holzkonstuktion,  die ich vorher am Boden zusammengezimmert hatte, wog letztendlich mehr, als ich dachte. 5 zusätzliche kräftige Helfer, und schon war das Teil oben.

Letztendlich hat sich mit Vollendung einer Gartensternwarte ein kleiner Traum für mich erfüllt. Sie ist so geworden, wie ich sie mir vorgestellt habe. Zudem bringt sie mich in der Astro-Fotografie ein ganzes Stück nach vorne. Das Photonen-Sammeln ist nun erheblich leichter geworden. Ständig erneutes Auf- und Abbauen, Einrichten und Kontrollieren in der Kälte gehört nun der Vergangenheit an.

Natürlich hat eine leichte mobile Anlage, besonders in der Widefield-Fotografie, durchaus weiterhin ihre Berechtigung. Es bietet die Möglichkeit dunkle Orte ohne Lichtverschmutzung und mit interessanten Vordergrundkulissen aufzusuchen. Will sagen, mein Einstiegsequipment kommt auch weiterhin zum Einsatz.

Ja, warum nennt sich meine Sternwarte nun Polaris?

Weil der Erfolg meiner Knipserei  genau so abhängig vom Nordstern ist, wie das sichere Navigieren der alten Seefahrer auf den  damaligen Weltmeeren von ihm abhängig war. Also, ein sehr ehrenwürdiger Name, oder?

Aber wieso diese Abhängigkeit von Polaris?

Damit eine Montierung die Kamera/das Teleskop richtig nachführen kann, muss sie genau im Wasser (Wasserwaage) und an der Erdachse ausgerichtet sein. Für die Erdachsenausrichtung kommt nun unser Nordstern (Polaris) ins Spiel. Er befindet sich glücklicherweise fast genau im Zentrum der verlängerten Erdachse. Die alten Seefahrer haben auf den Weltmeeren des Nordhalbkugels diesen Umstand sehr zu schätzen gewußt, weil sich die Position des Nordsterns in der Nacht nicht/kaum veränderte und ihnen deshalb eine sichere Navigation bot. Die Nachführung meiner Anlage besitzt ein kleines Fernrohr und das muss durch Achsenschrauben genau auf Polaris ausgerichtet sein. Da Polaris sich aber nicht zu 100% genau in der Verlängerung der Nordachse befindet, sondern in der Nacht auch einen ganz kleinen Kreis beschreitet, ist der Einstellungspunkt immer neu, uhrzeitabhängig auf einen Punkt des kleinen Kreis zu finden. Eine Arbeit, die am Beginn steht und genau durchzuführen ist, wenn die Nachführung anschließend gut funktionieren soll. Das auch zusätzlich noch geguided werden muss (sorgt für eine noch präzisere Nachführung), erwähne ich hier nur am Rande.

Das war mal ein kurzer Ausflug ins Technische. Wer es geschafft hat, die Lektüre bis hier her zu verfolgen, den danke ich für die Ausdauer. Du solltest nun aber nicht vergessen, Dir meine fertigen Ergebnisse unter Portfolio anzuschauen. Letztendlich geht es ja darum. 🙂